Neuer Baudezernent hat 16 Jahre Erfahrung als Bürgermeister

Ulrich Baum ist seit einem halben Jahren neuer Baudezernent im Rommerskirchener Rathaus. Das Verwaltungsgeschäft kennt er in Theorie und Praxis von der Pike auf.

Auf eine solche Idee dürfte sicher nicht jeder Beamte im gehobenen Verwaltungsdienst kommen: Nach einem dualen Studium mit dem Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt (1987 – 1990) war Ulrich Baum zwölf Jahre in der Verwaltung seiner Heimatstadt Mönchengladbach tätig, ehe er eine neue Herausforderung suchte.

Nicht lediglich verwalten, sondern selbst auch etwas gestalten und bewegen wollte der seit vergangenem Januar amtierende Baudezernent der Gemeinde Rommerskirchen. Gestalten lässt sich in einer Kommune nun einmal am besten in der Rolle des Bürgermeisters, und so begann er, regelmäßig den Staatsanzeiger für Baden-Württemberg zu lesen, wo er auf anstehende Wahlen in der 3600-Seelen-Gemeinde Spraitbach im Ostalb-Kreis aufmerksam wurde, die nur wenige Kilometer von Schwäbisch Gmünd entfernt ist.

Ulrich Baum sah sich vor Ort um, entschloss sich zur Kandidatur und konnte 2002 als ebenso ortsfremder wie parteiloser Anwärter, der seinen Wahlkampf aus eigener Tasche finanzierte, den damaligen Amtsinhaber aus dem Stand mit 53 Prozent der Stimmen deutlich bezwingen – punkten konnte Baum bei den Wählern in seiner Eigenschaft als Fachmann.

Der unter die Schwaben geratene Rheinländer lebte sich immer besser ein und ließ es bei einer achtjährigen Amtszeit nicht bewenden: Seine zweite Wahl gewann er mit fast 70 Prozent der Stimmen und amtierte bis März 2018 weitere acht Jahre als Bürgermeister von Spraitbach.

Im Sommer 2017 hatte sich Baum entschlossen, nicht wieder zu kandidieren, weil es ihn nach mehr als anderthalb Jahrzehnten wieder zurück ins Rheinland zog. Den Verzicht auf eine neuerliche Kandidatur hatte er relativ früh bekannt gegeben: „Die Gemeinde sollte genug Zeit haben, einen guten neuen Kandidaten zu finden“, so Baum.

„Baustellen“ hatte es für ihn in Spraitbach gleich von Beginn an genug gegeben: Der Haushalt war nicht ausgeglichen, Gebührenerhöhungen, die die Verwaltung für dringend nötig hielt, verweigerte der Rat beharrlich, doch Baum gelang es in zäher Kleinarbeit, nicht allein die Finanzen von Spraitbach zu sanieren.

Während seiner Amtszeit konnte neben manch anderem mehr die Kita erweitert und die Sporthalle saniert werden. Zudem entstand eine neue Kulturhalle und auch die eigene Kläranlage von Spraitbach wurde modernisiert. Last but not least, und gerade im Schwabenland nicht ganz unwichtig: Auch in Sachen Euro und Cent sah es nach Baums 16-jähriger Amtszeit weit besser aus als zuvor, konnte doch die Pro-Kopf-Verschuldung von Spraitbach um 80 Prozent reduziert werden.

Dass es anfangs auch „landmannschaftliche“ Vorbehalte gegeben habe, verschweigt Baum nicht: „Rheinländer gelten dort eher als Schwätzer. Bei den Schwaben heißt es, ,Net schwätze, schaffe‘“, sagt der Verwaltungs-Profi. Umso mehr freut es ihn, dass es entgegen der sonstigen Landessitte, wonach „nicht gemeckert bereits gelobt bedeutet“, auch deutlich darüber hinaus gehende Anerkennung gegeben hat.

Seit 2018 wohnt Ulrich Baum mit seiner Lebensgefährtin wieder in Wickrath, wo er auch aufgewachsen ist. Aus der aktiven Verwaltungstätigkeit zog er sich für einige Jahre zurück, war er für eine renommierte Kommunalberatung deutschlandweit unterwegs und wurde dann Dozent an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung, an der neben seiner Tätigkeit in Rommerskirchen auch weiterhin angehende Verwaltungs- und Führungskräfte ausbildet.

Seinem großen Hobby frönt der 55-Jährige schon von Kindheit an: Als „begeisterter Leistungsschwimmer“ war Ulrich Baum bei der SG (Startgemeinschaft) Mönchengladbach auch schon als Jugendtrainer aktiv.

Wenngleich in Korschenbroich geboren und direkt an der Grenze von Mönchengladbach und Rhein-Kreis Neuss aufgewachsen, war ihm dieser bisher eher fremd – was gleichermaßen auch für Rommerskirchen gilt.

Dies hat sich im vergangenen halben Jahr schon nachhaltig geändert. Für Bürgermeister Dr. Martin Mertens ist die Verpflichtung Baum schon jetzt ein Gewinn: „ Ich freue mich, dass wir mit meinem Kollegen Ulrich Baum eine hochgradig kompetente Verstärkung für unsere Verwaltung gewinnen konnten. In den vergangenen sechs Monaten hat sich gezeigt, dass er ein Glücksfall für das Rathaus und dien ganze Gemeinde Rommerskirchen ist“, geizt der Verwaltungschef nicht mit Lob.

In Rommerskirchen Baudezernent zu werden sei ihm als „reizvolle Aufgabe“ erschienen, sei es doch „beeindruckend, was hier geschaffen wird.“ Auch die Chemie stimmt: „Ich verstehe mich ausgezeichnet mit Bürgermeister Dr. Martin Mertens und meiner Dezernenten – Kollegin Susanne Garding – Maak, aber auch mit Mitarbeitern und Kollegen, die mich sehr gut aufgenommen haben“, sagt Baum, der sich schnell in seine neue Aufgabe eingearbeitet hat, und „ausgesprochen gern“ in Rommerskirchen arbeitet.