Kunst hält auch dem „Schlammassel“ stand

Im Rathaus wurde jetzt die erste Gemäldeausstellung seit Beginn der Pandemie eröffnet – und fand große Resonanz

Die Pandemie lässt es inzwischen wieder zu, und so konnte jetzt erstmals seit gut zwei Jahren im Rathaus eine Ausstellung wieder mit einer Vernissage eröffnet werden. Noch bis zum 17. November sind im ersten Stock des Dienstleistungszentrums an der Bahnstraße 51 mehr als 20 Werke der Malerin Gaby Kutz zu sehen. Der Auftakt verlief überaus verheißungsvoll, tummelten sich doch knapp 100 Interessierte auf dem weitläufigen Rathaus-Gang.

Die Ausstellung bietet einen Querschnitt durch das Werk von Gaby Kutz, wobei der Titel „Wurzeln“ aus der Tatsache resultiert, dass sie gebürtige Nettesheimerin ist – die bei dieser Gelegenheit etliche alte Freunde und Bekannte willkommen heißen konnte. Ausgestellt hat Gaby Kutz ihre Bilder bereits in Frankreich, Italien oder Malta, oder zuletzt im Landtag von Düsseldorf – im Rathaus ist es ihre Premiere.

Darauf, dass die Ausstellung zustande kam, hatte auch ein mehr als unerfreuliches Ereignis Einfluss, nämlich die Flutkatastrophe vom 14. Juli, wie Bürgermeister Dr. Martin Mertens deutlich machte. „Wir haben in den vergangenen Wochen ja bereits einige Hilfsaktionen gestartet. Diese Ausstellung ist in gewisser Hinsicht auch ein Teil davon“, so der Rathauschef.

Stark in Mitleidenschaft gezogen wurde dabei das Atelier von Gaby Kutz in Bad Münstereifel samt den darin vorhandenen Bildern. Die haben durch Wasser und Schlamm vielfach nun erst ihre „endgültige“ Gestalt erhalten.

Dass sie zu einem großen Teil nicht vollends ruiniert wurden, hat mit der Arbeitsweise von Gaby Kutz zu tun: Sie verwendet nämlich Öllasuren und trägt diese Schicht für Schicht auf. Was den der Schlammflut trotzenden Effekt hatte, dass sie die Bilder „lediglich“ abwaschen musste: Deren Motive sind unverändert erkennbar, nur halt jetzt mit einer sehr speziellen „Patina“ versehen.

„Ich war sehr erleichtert darüber“, so die Malerin, die hofft, ihr Atelier Anfang 2022 wieder öffnen zu können. Auf die Hilfsbereitschaft ihrer Freunde kann sie dabei zählen: Ihre Bilder werden aktuell in fünf Haushalten „zwischengelagert“.

Die Bilder der Ausstellung tragen alle die Spuren der Naturkatastrophe, wobei Gaby Kutz einige besonders markante Exemplare in der „Edition Schlammassel“ zusammengefasst hat.

Eine wichtige Rolle spielt in vielen Bildern von Gaby Kutz insbesondere die Politik, wobei sie auch den bei manchen verpönten Begriff einer „politischen Künstlerin“ nicht scheut: – was Martin Mertens erfreut zur Kenntnis nahm:

So sind in den nächsten Wochen Bilder und Porträts von Willy Brandt und Egon Bahr ebenso zu sehen wie solche von Angela Merkel oder Martin Luther King.

Besonders eindrucksvoll: Ein Bild, das im Meer schwimmende Flüchtlinge zeigt – und es dabei belässt: Die Antwort darauf, was mit ihnen weiterhin geschehen wird, überlässt sie damit den Betrachtern, wobei kein Zweifel daran bestehen kann, wie die Antwort von Gaby Kutz lauten würde.

Andere Gemälde zeigen auch Rommerskirchener Motive, so etwa eine „Kindergeburtstag in Gill“ oder die „Giller Jungs“, wobei Gaby Kutz hier auch ihren Vater gemalt hat.

Zu sehen ist die Ausstellung während der Öffnungszeiten des Rathauses, und zwar montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr, sowie dienstags von 14 bis 16.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Es gelten die Bestimmungen der Corona-Schutzverordnung. Etwaige Gruppen werden gebeten, sich vorab bei Nicole Musiol unter 02183 -80021 anzumelden.