Gedenken an die Reichspogromnacht 1938

Zum Gedenken an die Pogromnacht der Nazis vom 9. auf den 10. November 1938 hatten jetzt BÜNDNIS 90/Die Grünen und der Verein Heimat+Historie – NEBU 962 zum zweiten Mal nach 2021 zum Jüdischen Friedhof in Butzheim geladen.

Mehr als 50 Teilnehmer fanden sich dort zum Gedenken und einem anschließenden Gang zur Nettesheimer Martinusstraße ein, wo die dort zu Ehren ermordeter Juden aus Nettesheim und Butzheim angebracht Stolpersteine gereinigt wurden. Mit von der Partie waren auch Pfarrer Dr. Meik Schirpenbach von der katholischen Kirche und sein evangelischer Kollege Thorben Golly.

Kathi Schmitz, Vorsitzende von Heimat + Historie, betonte die Notwendigkeit einer solchen Form des öffentlichen Gedenkens, das im ländlichen Raum – auch außerhalb Rommerskirchens – noch keine allzu lange Tradition hat, wie Bürgermeister Dr. Martin Mertens sagte: „Die lange Zeit in unterschiedlichen Versionen vorherrschende Erzählung, man habe ja eigentlich nichts davon gewusst, was die Nazis den Juden angetan haben, lässt sich auch am Beispiel unserer Gemeinde nirgends leichter widerlegen als angesichts dieses Ereignisses.“

Mertens verwies hierbei auf die erst mehr als ein Jahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstandenen Standardwerke von Dr. Josef Schmitz (1999) und Josef Wißkirchen (2016).

Nur wenige Menschen zeigten seinerzeit die damals von Franz Wintermann und Kaspar Schlaf an den Tag gelegte Zivilcourage: Die beiden Butzheimer retteten in dieser Nacht die 80-jährige Helena Herz vor dem Tod – wofür sie angezeigt und aus der Feuerwehr ausgeschlossen wurden.

Welche Lehren aus der Pogromnacht zu ziehen sind, die bei allem Grauen erst der Auftakt zu noch Schlimmerem war? Martin Mertens sprach sich dafür aus, „überall da, wo es nötig ist, Antisemitismus und Rassismus entschieden entgegenzutreten, egal, unter welchem Deckmantel dieses schleichende Gift verbreitet werden soll.“