Wegen des großen Interesses wurde die Wanderausstellung „Insektengefährdete Vielfalt – was nun?“ bis zum 20. September 2020 verlängert. Zu sehen ist die Ausstellung während der Öffnungszeiten im Rathaus, Dienstleistungszentrum, 1. OG.
Auf 16 Tafeln sind besonders gefährdete Insektenarten wie Tagpfauenauge, Grashüpfer und Waldmaikäfer in ihrem natürlichen Lebensraum abgebildet.
Der Diplom-Ökologe Helmut Kessler verwies jetzt bei einem Vortrag im Ratssaal darauf, dass der in den vergangenen Jahren verstärkt diskutierte Rückgang der Artenvielfalt bei Insekten mitnichten ein neues Phänomen ist.
Wissenschaftler konstatieren diesen nämlich bereits seit Beginn der 1970-er Jahre, wobei nicht nur viele Arten komplett ausgestorben, sondern auch die nach wie vor existierenden Populationen geringer geworden sind. Konkret: Von den einst in Deutschland anzutreffenden 560 Bienenarten sind rund die Hälfte gefährdet oder schon ausgestorben.
Die Ursachen hierfür liegen zumeist beim Menschen, wie Kessler in seinem Vortrag erläuterte. Gleiches gilt für die Ameisenarten, bei den Tagfaltern sind es sogar über 60 Prozent der heimischen Arten, die gefährdet oder ausgestorben sind.
„Der Verlust von extensiv genutzten Flächen, die Strukturarmut der verbliebenen Freiflächen, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Giften sowie der Nährstoffeintrag nehmen vielen Arten die Lebensgrundlage“, betonte der Experte mit einem kritischen Blick auf die Landwirtschaft, wie sie heutzutage betrieben wird.
In der jüngeren Vergangenheit habe sich dieser schon länger anhaltende Trend noch einmal dramatisch verschärft, wie Helmut Kessler deutlich machte. Kessler, der die Ausstellung konzipiert und gestaltet hat, beließ es indes nicht bei einer drastischen Beschreibung des Status Quo, sondern gab vielmehr unter Hinweis auf die Empfehlungen des Sachverständigenrats für den Artenrückgang auch Tipps, wie sich dem verschärften Negativtrend entgegenwirken lässt. Nicht zuletzt geht es nach Kesslers Worten darum, „die Landnutzung insektenfreundlicher zu gestalten“. Die Agrarförderung müsse an ökologischen Belangen ausgerichtet werden. Zudem sollten wieder vielfältige Landschaftsstrukturen ermöglicht werden. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse ebenso reduziert wie Nährstoffeinträge verringert werden, forderte Helmut Kessler. Bestehende Schutzgebiete gelte es zu stärken und den Flächenverbrauch für Neubauten und Verkehrsprojekte zurückzufahren, lautet eine seiner Forderungen an die Politik. Um die Bevölkerung zu sensibilisieren sei es neben manch anderem auch nötig, Wissenslücken zu schließen, so der Ökologe.
„Die Wanderausstellung leistet hierzu einen überaus nützlichen Beitrag. Viele Bürgerinnen und Bürger haben sich die Ausstellung bereits angeschaut und haben sich den interessanten Vortrag von Herrn Kessler angehört. Die Gemeinde möchte auch in Zukunft den eingeschlagenen Weg weitergehen und vermehrt etwas gegen das Artensterben und für den Umweltschutz tun“, so Bürgermeister Dr. Martin Mertens abschließend.