Der erfahrenste Beamte der Gemeindeverwaltung hat die Entwicklung der Gemeinde an führender Stelle mitgeprägt
An seinen ersten Gang zum Rathaus kann sich Hermann Schnitzler noch genau erinnern, obwohl der inzwischen fast 50 Jahre zurückliegt. Am 1. August 1971 begann der gebürtige Rommerskirchener sein Verwaltungspraktikum beim damaligen Amt Rommerskirchen, das seinerzeit auch die Verwaltung für die Gemeinden Nettesheim-Butzheim, Frixheim und Anstel war. Am Freitag, 15. Januar 2021, hat der einstige Praktikant das Rathaus als Gemeindeverwaltungsdirektor und Dezernent verlassen: Auch wenn sein offizieller Ruhestand erst zum 1. April beginnt, wird der ranghöchste Beamte im Rathaus angesichts von noch offenen Urlaubstagen nicht mehr an seinen Schreibtisch zurückkehren.
Hermann Schnitzler (66) ist der erste Beamte aus der „Altgemeinde“ Rommerskirchen überhaupt, der es auf (fast) 50 Jahre im öffentlichen Dienst bringt. Übertroffen wird er nur von seinem einstigen Vorgesetzten und Kollegen Peter Welter, der es zwischen 1944 und 1994 auf 50 Jahre und zwei Monate brachte: Welter begann seine Beamtenlaufbahn im Widdeshovener Rathaus, war dort Amtsdirektor und nach der kommunalen Neugliederung 1975 Erster Beigeordneter im Rommerskirchener Rathaus an der Eckumer Bahnstraße.
Die kommunale Gebietsreform von 1975, bei der aus fünf – zuletzt mehr oder weniger eigenständigen – Gemeinden eine einzige wurde, gehört sicherlich zu seinen prägendsten Eindrücken. Er kann sich noch gut daran erinnern, wie holprig sich die künftige Eintracht Anfang der 1970-er Jahre im Vorfeld der „Fusion“ gestaltete – wobei das Zusammenwachsen dann doch leichter verlief als mancher befürchtet hatte. Auch die Begründung der Partnerschaft mit der brandenburgischen Gemeinde Karstädt 1991 und viele wechselseitige Besuche seither sind ihm eine bleibende Erinnerung.
„Eine ganz neue Dynamik“ habe es mit dem Amtsantritt von Albert Glöckner gegeben. Ohne die Entwicklung der Gemeinde in Richtung forcierter Gewerbeansiedlungen, neuer Wohn- und Einkaufsmöglichkeiten und der Schaffung von Naherholungsgebieten sähe die Gegenwart für Rommerskirchen nicht so gut aus, ist Hermann Schnitzler überzeugt. Auch das 2003 erbaute Dienstleistungszentrum trage seinen Teil zu einem modernen Rommerskirchen bei.
Nachdrücklich begrüßt er, dass Bürgermeister Martin Mertens diesen Kurs seit 2014 in noch verstärktem Maße fortsetzt. Neue Erfahrungen lassen sich auch nach mehr als 40 Jahren noch machen: „Es war eine ganz andere, angenehme Art der Zusammenarbeit“, attestiert er dem amtierenden Bürgermeister und spart nicht mit Komplimenten: „Ohne ihn wäre ich wohl schon längst weg.“
Tiefpunkte seiner beruflichen Laufbahn waren für Schnitzler die Jahre 1991 und 1992: Zunächst verstarb während des Urlaubs völlig überraschend sein erster Chef und Lehrmeister, der frühere Amtsdirektor Alfred Brinkmann, der 1975 erster Gemeindedirektor geworden war. 1992 schließlich wurde sein Kollege und Nachbar Konrad Tietze im Dienst von einem Geisteskranken erschossen. Ein Schlag war auch der Tod des damaligen Gemeindebrandmeisters Hubert Schumacher, der 2005 völlig unerwartet verstorben war. Beide wuchsen in Eckum auf und waren seit Kindesbeinen an gut befreundet.
Hermann Schnitzlers Aufstieg im Rathaus vollzog sich zügig: Bereits im Oktober 1976 wurde der frischgebackene Diplom-Verwaltungswirt stellvertretender Leiter des Haupt- und Personalamts sowie des Versicherungsamts. Woran sich heute nur die wenigsten erinnern: Für Angelegenheiten der Rentenversicherung war damals noch das längst nicht mehr existierende Versicherungsamt zuständig. 1981 wurde Hermann Schnitzler auch Standesbeamter. Im selben Jahre erfolgte die Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit.
1996 wurde Hermann Schnitzler dann Kämmerer und Leiter des damaligen Dezernats II, in dem neben der Kämmerei, dem Steueramt und der Gemeindekasse auch das Schulverwaltungsamt angesiedelt war. Zugleich bestellte ihn der Rat zum „Vertreter des Vertreters“ für den damaligen Gemeindedirektor Peter Emunds. Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters in Verwaltungsangelegenheiten ist Hermann Schnitzler seit 2005. 2014 übernahm er das Dezernat I, unter dessen Dach sich bis heute neben dem Haupt- und Personalamt auch das Bürgerbüro, das Ordnungs- und das Wahlamt sowie das Standes- und last but not least das Tiefbauamt befinden.
Angst vor Langeweile plagt Hermann Schnitzler angesichts seines Ruhestands nicht. Nach wie vor ist er Geschäftsführer des Fördervereins für den Löschzug Rommerskirchen, dem er seit 1974 angehört. Der Brandschutz und das Rettungswesen waren ihm auch beruflich stets eine Herzensangelegenheit. Der verheiratete Vater zweier Kinder und zweifache Großvater betätigt sich gern sportlich: Früher als Fußballer beim damaligen SV Rommerskirchen aktiv, joggt er nach wie vor ebenso gern wie er mit dem Rad unterwegs ist oder Tennis spielt. Im Jahr 2000 gehörte Schnitzler zu einer Gruppe von Staffelläufern um den Marathon-Experten und Polizei-Weltmeister Ferdi Tiggelkamp und Jugendlichen der DJK-Eintracht Hoeningen, die damals bis in die brandenburgische Partnergemeinde Karstädt gelaufen waren. 1991 war er bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde dabei, und bis heute unterhalten Hermann Schnitzler und seine Frau Helga nach wie vor freundschaftliche Beziehungen in Karstädt.
„Hermann Schnitzler ist ein Urgestein und das Herz unserer Verwaltung. Ich hätte am liebsten noch bis Ende dieses Jahrzehnts mit ihm zusammengearbeitet“, sagt Bürgermeister Dr. Martin Mertens. Für ihn ist Hermann Schnitzler „stets ein väterlicher Freund, der mir in hektischen Situationen oft die notwendige Portion Gelassenheit gegenüber ausstrahlt. Wir zwei waren ein super Team – und ich freue mich, weiterhin privat mit ihm befreundet zu sein.“