Eine regelrechte Wahlparty gibt es im Rathaus auch in „normalen“ Zeiten nicht, zwecks Corona Prävention erfolgte die Präsentation der Ergebnisse im Rathaus am Sonntagabend in einem besonders kargen Rahmen. Nur jeweils drei Vertreter der zur Wahl kandidierenden Parteien waren zur Teilnahme geladen, wobei nicht zuletzt die Hängepartie bei der Landratswahl dafür sorgte, dass die Präsentation bis in den späten Abend hinein andauerte.
Natürlich standen zunächst einmal die Resultate im Mittelpunkt. Neben den spektakulären 88,6 Prozent für Bürgermeister Dr. Martin Mertens gilt dies vor allem für die Ergebnisse von SPD und Grünen. Martin Mertens mit 48,4 Prozent der Stimmen und 16 von 32 Mandaten holten die Sozialdemokraten ihr bislang bestes Ergebnis bei einer Kommunalwahl überhaupt.
„Ich hatte auf Sieg gesetzt, aber dass er so deutlich ausfallen würde, habe ich nicht erwartet. Ich bin glücklich und stolz auf unser freundliches Rommerskirchen. Den Wählerinnen und Wählern danke ich für ihr Vertrauen, dem ich in den kommenden fünf Jahren gerecht werden will“, zeigte sich Mertens überwältigt von dem Rekordvotum. 88,6 Prozent sind übrigens das landesweit beste Ergebnis eines Bürgermeisters, der zwei Gegenkandidaten hat.
SPD-Parteichef Johannes Strauch, der erstmals auch in den Kreistag einziehen wird, und Ratsmitglied Dr. Udo Flegel zeigten sich „glücklich“ über das Abschneiden der Sozialdemokraten und betonten Gesprächsbereitschaft gegenüber den anderen Parteien – mit Ausnahme der AfD, die künftig mit einem Sitz im Rat vertreten sein, dort aber für Mehrheitsbildungen keine Rolle spielen wird.
Strahlende Gesichter gab es auch bei den Grünen: Mit knapp 10,1 Prozent gab es erstmals ein zweistelliges Ergebnis bei einer Ratswahl, und mit nunmehr drei Mandaten können sie ihre bislang stärkste Fraktion bilden. „Da kann man mit arbeiten“, kommentierte Grünen-Sprecher Nikolas Uerlings den nicht ganz unerwarteten Erfolg.
Bei der künftigen Ratsarbeit werden sich die Grünen nach den Worten ihrer Spitzenkandidatin Katharina Janetta konsequent ökologischen Themen widmen. „Wir wollen Rommerskirchen wirtschaftlich stark machen, aber so, dass es sich mit dem Schutz von Natur und Umwelt vereinbaren lässt“, betonte sie. Auch sie zeigte sich erfreut, „dass die Partei am rechten Rand nicht mehr gewonnen hat“, was „ein wichtiger Punkt für die Demokratie“ sei. „Wir hoffen auf eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Parteien“, so Katharina Janetta.
Restlos enttäuscht zeigte sich die CDU: Partei- und Fraktionschef Michael Willmann sprach angesichts von 28,8 Prozent der Stimmen und nur noch neun Sitzen im Rat von „einem Erdrutsch“ zu Lasten der Union, die „einen engagierten Wahlkampf mit vielen umweltpolitischen Themen“ geführt habe.
Zufriedener sein konnte die FDP, auch wenn deren Bürgermeisterkandidat Stephan Kunz sein erklärtes Ziel, bei der Bürgermeisterwahl ein zweistelliges Ergebnis zu holen, mit einem Stimmenanteil von 7,8 Prozent verfehlte. Das zweite Wahlziel, erneut in Fraktionsstärke in den Rat einzuziehen, konnten die Liberalen mit 4,8 Prozent der Stimmen und zwei Mandaten indes erreichen.
Enttäuschung herrschte bei der UWG, die mit 4,6 Prozent erstmals seit 1994 ihren Fraktionsstatus verlor und künftig nur noch über ein Mandat im Rat verfügt. Eher unbeachtet blieb dagegen zunächst ein überaus erstaunliches Ergebnis: Mit einer Wahlbeteiligung von 64,9 Prozent war Rommerskirchen kreisweit einsamer Spitzenreiter. Zum Vergleich: Kam die Kreisstadt Neuss nur auf dürftige 46,4 Prozent, lag die Wahlbeteiligung lediglich in Korschenbroich über der 60-Prozent-Marke.
Offen bleibt nach Auskunft von Rechtsamtsleiter Gregor Küpper einstweilen, ob und wie sich der in Sachen AfD-Kandidatur anhängige Rechtsstreit noch auf die Zusammensetzung des Rats auswirken wird. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob es bei der Aufstellung der AfD Bewerber für die Wahlbezirke mit rechten Dingen zugegangen ist. Zwei Rommerskirchener, deren Namen sich nach wie vor auf den Wahlscheinen befanden, hatten vor einigen Wochen erklärt, nicht kandidieren zu wollen, da ihre Unterschriften gefälscht worden seien. Gregor Küpper zufolge muss zunächst der Ausgang der Ermittlungen abgewartet werden. Der Wahlprüfungsausschuss des neuen Rats wird erst bei dessen erster Sitzung im November konstituiert. Unter Umständen zur Anfechtung des Wahlergebnisses in den Bezirken Oekoven und Nettesheim-Frixheim berechtigt wäre jede Partei sowie jede Bürgerin und jeder Bürger.